Zählspiel, Scramble und Co.

Zählspiel im Golf

Die unterschiedlichen Spielformen im Golf

Im Golfsport gibt es unterschiedliche Spielformen, die den Sport noch spannender gestalten. Dabei wird entweder gegen das Par des Platzes oder gegen den Score anderer Golfer gespielt – entweder mit oder ohne Berücksichtigung der eigenen Spielstärke. Wie die einzelnen Spielmodi funktionieren, haben wir Ihnen in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.

Brutto vs. Netto – die Zählformen im Golfsport

Bei Golfturnieren und in Privatrunden können die erzielten Punktzahlen auf zwei verschiedene Arten gemessen werden – also Brutto- oder als Nettowertung. Das macht es möglich, die individuelle Spielstärke des jeweiliges Golfers zu berücksichtigen oder sich gänzlich auf die Anzahl der Schläge pro Golfrunde zu konzentrieren. Im Turnier werden übrigens beide Zählweisen aufgeführt, sodass oftmals auch ein Brutto- und ein Nettopreis unabhängig voneinander vergeben wird. Die Unterschiede zwischen Brutto und Netto sehen wie folgt aus:

  • Brutto-Zählweise: Bei der Brutto-Zählweise werden nur die tatsächlichen Schläge berücksichtigt, die ein Spieler während der Runde gebraucht hat. Das ist unabhängig vom Handicap. Diese Wertung macht alle Golfer direkt vergleichbar und ist beispielsweise notwendig, um einen Wettbewerb über mehrere Tage (man denke an größere Golfturniere) bewertbar zu machen, damit die Schläge aller Turniertage zusammengezählt werden können
  • Netto-Zählweise: Dem gegenüber steht die Nettowertung, die die individuelle Vorgabe jedes Golfers berücksichtigt. Dabei wird das Handicap vom Bruttoergebnis abgezogen, sodass Spieler mit unterschiedlichen Spielstärken gerecht miteinander verglichen werden können. Besitzt ein Golfer zum Beispiel ein Handicap von 18 und erzielt er auf einem Par 72-Golfplatz ein Ergebnis von 90, so hat er ein Handicap von 0 erspielt

Offizielle Zählspiele

Damit Golfer in Wettbewerben (oder in einer freundschaftlichen Golfrunde auf dem Platz) gegeneinander antreten können, gibt es mehrere offizielle Spielformen. Dabei wird ganz prinzipiell zwischen dem Zählspiel und dem Lochspiel unterschieden. Das Zählspiel lässt sich in weitere Zählformen einteilen:

  • Zählspiel: Ist ganz klassischerweise von einem Zählspiel bzw. einem Zählwettspiel die Rede, so handelt es sich um eine Spielform, bei der die Gesamtzahl der Schläge gezählt wird. Im Deutschen sind auch manchmal die englischen Bezeichnungen „Stroke Play“ oder „Medal Play“ zu finden. Gewonnen hat jener Spieler, der die wenigsten Schläge für die Golfrunde benötigt hat. Für ein Turnier wird beim Zählspiel üblicherweise in Stableford-Punkte umgerechnet
  • Stableford: Apropos Stableford – diese Variante ist in Amateur-Turnieren am häufigsten zu finden und wird unter der vollen Spielvorgabe der einzelnen Golfer gewertet. Dabei werden die Schläge in Punkte umgerechnet. Schlecht gespielte Löcher fallen weniger ins Gewicht, da es einfach 0 Punkte (anstelle von 3, 4 oder mehr Extraschlägen) gibt. Nachdem die Löcher entsprechend der Spielvorgabe gewertet wurden, gibt es für ein Netto-Par 2 Punkte. Für ein Bogey (also eins über Par) gibt es noch einen Punkt, ab einem Doppel-Bogey wird das Loch mit 0 Punkten abgeschlossen. Erspielt der Golfer ein Birdie, bekommt er 3 Punkte, für ein Eagle gibt es 4 Punkte. Ein Albatros ist schließlich 5 Punkte wert. Wer nach seinem persönlichen Handicap „Even Par“ spielt, erreicht im Stableford-Spielmodus also genau 36 Punkte. Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Punkte auf der Scorecard vorweisen kann. Eingetragen werden aber immer die Brutto-Ergebnisse pro Loch. Die meisten Golfclubs verfügen über Computerprogramme, die das Ergebnis dann umrechnen
  • Zählspiel gegen Par: Früher wurde auch „gegen Par“ gespielt, diese Spielform ist heutzutage aber nur noch selten zu finden. Dabei wird entweder gegen das Netto-Par oder das Brutto-Par eines Lochs gespielt. Für ein „Even Par“ gibt es eine „0“ in der Scorecard, „Über Par“ wird ein Minus eingetragen. Wer das Loch „Unter Par“ abschließt, bekommt ein Plus. Gewonnen hat der Golfer, der das beste Resultat über alle 18 Löcher erreicht hat

Offizielles Lochspiel

Nicht immer gehen alle Schläge auf dem Golfplatz in die Wertung ein. Anstelle des Zählspiels kann auch das Lochspiel bzw. das Lochwettspiel als Spielform verwendet werden. Dabei treten die einzelnen Spieler nicht gegen den Platz, sondern gegeneinander an – es geht also Loch für Loch darum, das bessere Schlagergebnis als der Gegenspieler zu erzielen und einen Punkt zu ergattern. Spielen beide Golfer die genaue Schlagzahl an einem Loch, wird es geteilt.

Gespielt wird dabei nach dem „Auf“-Prinzip. Können Sie das erste Loch für sich entscheiden, sind Sie „1 auf“, nach zwei gewonnenen Löchern wären Sie „2 auf“. Das Lochspiel wird so lange weitergeführt, bis der Gegenspieler nicht mehr ausreichend Löcher übrig hat, um die Runde für sich entscheiden zu können. Haben Sie zum Beispiel einen Vorsprung von 4 Schlägen (4 auf) und es wären nicht nur 3 Löcher zu spielen, haben Sie mit „4 auf 3“ (bzw. „4 und 3“) gewonnen.

Damit Golfer mit unterschiedlichen Spielvorgaben im Lochspiel gegeneinander antreten können, werden zusätzliche Schläge gewährt. Spielt etwa ein Golfer mit einem Handicap von 36 gegen einen Golfer mit einem Handicap von 0, bekommt ersterer 2 Extraschläge pro Loch. Der „Scratch“-Golfer (Hcp 0) muss also 3 Schläge besser pro Loch sein, um es für sich entscheiden zu können. Bei ungeraden Verteilungen bekommt der schlechtere Golfer an jenen Löchern Extraschläge, die laut Platzvorgabe am schwierigsten sind.

Mehrspieler-Varianten

Während die offiziellen Zählspiel- und Lochspielvarianten vor allem in Wettbewerben gespielt werden, kommen noch viele weitere Spielvarianten hinzu. Auch dafür gibt es Turniere, die zumeist aber nicht in die persönliche Wertung für das Handicap eingehen. Golf ist ein sozialer Sport – nicht alle Spielvarianten zählen einzeln, sondern können außerdem als Teamsport ausgeführt werden. Je nach Spielform kommt ein Zählspiel oder ein Lochspiel zum Einsatz. Bekannte und weit verbreitete Mehrspieler-Golfarten sind insbesondere die folgenden:

  • Scramble: Eine der beliebtesten Partner-Spielformen im Golf ist das Texas Scramble. Dabei treten zwischen zwei und vier Spieler zusammen an. Jeder schlägt ab, danach wird entschieden, von welchem Ball aus alle weiterspielen sollen. Die anderen Golfer dürfen ihren eigenen Ball in einem Abstand von einer Schlägerlänge an der Stelle ablegen. Eine gesonderte Spielform ist das Florida Scramble, bei dem der Spieler aussetzen muss, der den ausgewählten Ball gespielt hatte
  • Klassischer Vierer: Beim klassischen Vierer-Golf spielen je zwei Personen in einem Vierer-Flight zusammen. Dabei wird pro Team nur ein Ball gespielt – und zwar abwechselnd. Wer an den geraden bzw. ungeraden Löchern abschlägt, wird bereits vor Spielbeginn abgesprochen. Durch Strafschläge wird diese Reihenfolge nicht verändert. Eine Variante des klassischen Vierers ist der Vierer mit Auswahl-Drive, bei dem die Abwechslungsregel erst dann gilt, wenn beide Spieler im Team abgeschlagen haben und der bessere Ball ausgewählt wurde
  • Chapman-Vierer: Neben dem klassischen Vierer und dem Vierer mit Auswahl-Drive gibt es noch den Chapman-Vierer. In diesem Spielmodus schlagen beide Spielpartner an jedem Loch ab, der zweite Ball wird allerdings „über Kreuz“ weitergespielt – Spieler A spielt also vom Abschlagsball von Spieler B weiter, das gleiche gilt andersherum. Nach diesem zweiten Schlag wird erst der Ball ausgewählt, mit dem das Loch zu Ende gespielt werden soll. Die Vorgabe in Wettbewerben liegt bei der halben Summe der Spielvorgabe beider Partner
  • Dreier: Der Dreier ist eine Form des klassischen Zählspiels, bei dem ein Spieler gegen zwei andere antritt. Alternativ können auch alle drei Golfer gegeneinander spielen, was üblicherweise die Bezeichnung „Dreiball“ trägt. Diese Variante muss aber nicht immer ein Zählspiel sein – sie lässt sich auch als Lochspiel vereinbaren
  • Bestball: Beim Bestball spielt jeder Golfer seinen Ball „ganz normal“ selbst zu Ende. Danach wird aber nur der niedrigste Score gewertet, der im Team erreicht wurde – erreicht ein Spieler ein Birdie und der Teampartner ein Par, wird folglich nur das Birdie eingetragen. Dieser Spielmodus kann sowohl Brutto als auch Netto gespielt werden, um Golfer mit einer höheren Vorgabe nicht zu benachteiligen. Im Deutschen wird oftmals die Bezeichnung „Vierball“ verwendet. Die Spielvorgabe im Turniermodus liegt bei ¾ der eigentlichen Spielstärke pro Spieler

Wettspielvarianten im Golfsport

Für noch mehr Nervenkitzel auf dem Golfplatz sorgen (inoffizielle) Wettspielvarianten, die an Sportwetten zwischen den Golfern erinnern. Auch in dieser Kategorie ist die Auswahl groß, da es keine Regeln gibt – es gilt, was Sie zwischen Ihnen und Ihren Mitspielern vereinbaren. Ein prominentes Beispiel ist die „Nassau“-Wettspielvariante, bei der drei unterschiedliche Wetten platziert werden. Die erste Wette gewinnt, wer das beste Gesamtergebnis hat, die zweite bezieht sich auf die ersten neun und die dritte auf die zweiten neun Löcher.

Bei der Wettspielvariante „Skins“ wird beispielsweise für jedes Loch ein Geldwert eingesetzt, den jener Golfer gewinnt, der die wenigsten Schläge braucht. Allerdings muss es nicht immer um Geld gehen. So wird beim „Battle Golf“ ein Schläger aus dem gegnerischen Bag entfernt oder in Ihren hinzugefügt, wenn Sie ein Loch gewinnen. Als „Bingo Bango Bongo“ wird eine Spielform bezeichnet, bei der Punkte für bestimmte Meilensteine vergeben werden. Das ist üblicherweise jeweils der Spieler, der zuerst das Grün erreicht, dessen Ball am dichtesten zur Fahne liegt und der zuerst einlocht. Die Möglichkeiten für eigene Wettspiel-Golfrunden sind also unendlich – und können das Golfer auf freundschaftlichen Privatrunden noch individueller und interessanter gestalten.

Spielformen im Golfsport – ein kurzer Überblick

Golf ist nicht gleich Golf – dank diverser Spielformen ist dieser Sport von Abwechslung geprägt. Während im Wettbewerb Zähl- oder Lochspiel verwendet werden, können in privaten Runden unendlich viele Varianten, Wettbewerbe und Wetten gespielt werden. Gezählt wird dabei jeweils nach Brutto- oder Nettopunktzahlen, um Golfer mit unterschiedlichen Handicaps miteinander vergleichen zu können.

Foto: Depositphotos.com @ ArturVerkhovetskiy

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